Dr. P. Schley
Neue Erfahrungswerte bei der Narkotisierung der Königinnen
Während der Begattungsflüge ist schon allein wegen des höheren Gewichts der Königinnen viel Muskelarbeit aufzuwenden. Das hat eine gesteigerte Zellatmung und einen Kohlensäureanstieg im Körpergewebe zur Folge. Damit wird zugleich interessanterweise ein physiologischer Vorgang eingeleitet, der die Eiablage stimuliert. Diesen Zusammenhang macht man sich bei der künstlichen Besamung zu Nutze, indem die Königinnen zusätzlich mit CO2-Gas behandelt werden, damit sie in dieser Hinsicht ausreichend versorgt sind.
Die ergänzende CO2-Narkose wurde bisher in der Regel einen Tag vor dem Besamungstermin vorgenommen. Nach neuen Erfahrungen aus der Lohnbesamung funktioniert die 5-minütige Narkose 1-2 Stunden vor der Besamung ebenso gut, was die Prozedur sehr vereinfacht. Vorteilhaft soll auch sein, wenn die Königin nach der Besamung und nach dem Aufwachen, inzwischen wieder voll bewegungsfähig, nochmals 4 Minuten narkotisiert wird. Ohne jetzt das Aufwachen abzuwarten kommt sie dann sofort in ihr Völkchen zurück (auf einen Papierstreifen, der oben auf die Rähmchen gelegt wird). Sie geht auf diese Weise viel schneller in Eiablage, oft schon nach 4 Tagen.
Generell gilt, daß zum Anfang der Zuchtsaison die Königinnen frühzeitiger in Eiablage gehen als am Ende. Nicht vergessen: Am Flugloch gehört bis zum Legebeginn ein Absperrgitter. Es verhindert nicht auszuschließende Begattungsflüge oder den Verlust der Königin, falls kein Flügel beschnitten wurde.
Die Narkosewirkung von Kohlensäuregas beruht auf seine sauerstoffverdrängenden Eigenschaften. Bei zu langer Behandlung können die Königinnen deshalb Schaden nehmen. Die Narkosedauer sollte deshalb insgesamt auch nicht über 10 Minuten lang ausgedehnt werden. Sobald die Königin ruhiggestellt ist, wird die Gaszufuhr eingestellt und das Gefäß mit einem Tuch abgedeckt.
Zu empfehlen ist, die für die Besamung vorgesehenen Königinnen am frühen Morgen (z.B. 6-7 Uhr) zu käfigen und nicht schon einen Tag vorher. Die Königin wird zu dieser Zeit nicht versuchen wegzufliegen. Wenn sie schon am Vortage über Nacht eingesperrt wurde bedeutet das mehr Streß, den wir ihr ersparen wollen.
Aufzucht von Königinnen
1 – Königinnenaufzucht in der geteilten Magazinbeute
Von Interessenten zu den Besamungskursen kamen immer wieder mal Absagen mit der Begründung, daß die angesetzte Zuchtserie leider mißlungen sei. Deshalb soll an dieser Stelle das Thema Königinnen auch einmal angesprochen werden. Anlaß hierzu ergibt sich auch aus der geplanten Gründung einer kleinen Zuchtgemeinschaft und der Anwendung der künstlichen Besamung. Deshalb soll auf eine bewährte Methode eingegangen werden, die ebenso bei Berufsimkern Anwendung findet. Sie ist leicht durchzuführen.
10 Tage vor Eingabe des Zuchtstoff-Rahmens kommt ein Absperrgitter zwischen die untere Brut- und die obere Brutzarge (wenn sich oben wenig Brut befindet, so werden Brutwaben ohne ansitzende Bienen vom Stand zugegeben). Die Königin muß sich in der unteren Brutzarge befinden. Vorteilhaft ist, wenn das zukünftige Pflegevolk vorher in Trachtpausen gefüttert und dadurch gestärkt wird. Falls notwendig, muß auch noch später zugefüttert werden.
Mit den Vorbereitungen sollte früh begonnen werden. Aber erst wenn Drohnen fliegen kann mit der eigentlichen Königinnenaufzucht begonnen werden, vorher wäre es zu früh. Vor der Zuchtstoffzugabe wird die obere Brutzarge auf das Bodenbrett gesetzt. Das wird die Pflegezarge. Offene Brut ist hier nicht mehr vorhanden. Auf mögliche Weiselzellen muß kontrolliert werden. Hier kommt nun der Zuchtstoff-Rahmen, in dessen Zwischenräume Honig zugegeben wird, zwischen zwei Brutwaben innerhalb der nächsten Stunde hinein.
Die beiseite gestellte untere Brutzarge mit der Königin wird am besten separat direkt dahinter auf ein neues Bodenbrett aufgestellt und erhält einen Deckel. Darin befindliche Flugbienen kehren an ihren gewohnten Platz nach vorn zurück. Später können die beiden Zargen wieder vereinigt werden. Die folgende Abbildung zeigt noch einmal die einzelnen Arbeitsschritte auf.
Entnommen aus: http://www.buckfastimker.de/zucht/praxis-koeniginnenzucht/ (siehe dort Abschnitt „Pflegevolk“). Die angegebenen Zeitpunkte haben sich nach der jeweiligen Wetterlage zu richten.
2 – Im weiselrichtigen Volk und Einweiselung ohne Begattungskästchen
Hier möchte ich von Erfahrungen in der Trogbeute berichten, die allerdings schon sehr weit zurückliegen. An den biologischen Grundvoraussetzungen hat sich bis heute jedoch nichts geändert. Erwähnt sei aber, daß es sich um Bienen der Carnika-Rasse handelte.
Bevor ich mich voll der Gerätetechnik zuwandte, beschäftigte ich mich eine Zeit lang mit der Königinnenaufzucht. Mein Bestreben war, sie für meinen Eigenbedarf mit möglichst wenig Aufwand zu betreiben. Die hier beschriebene Methode wendet sich deshalb an züchterisch interessierte Imker und Bastler, deren Schwerpunkte auf anderem Gebiet liegen und die Lust zum Experimentieren verspüren. Bei der professionellen Vermehrung in großem Stil ist natürlich anders vorzugehen. Diese Methode erfordert auch mehr Aufmerksamkeit und Kontrolle, hat aber den Vorteil, daß man mehr Vorlauf hat, immer auf dem laufenden ist und nicht gleich die ganze Serie verlieren kann. Ein interessanter Aspekt ist auch die Tatsache, daß nach einer Studie Eier aus Königinnenzellen im Durchschnitt etwas größer sind als solche aus Arbeiterinnenzellen. Der Gewichtsvorteil bleibt trotz gleicher Aufzuchtbedingungen weiter bestehen. Die Königinnen sind im Mittel etwas schwerer. Als Grund wird angenommen, daß sich die Königin für die Eiablage in der Weiselzelle mehr Zeit nimmt.
Verwendet wurde von mir eine Trogbeute (für mehr als 20 Rähmchen im Standmaß), die sich ganz einfach herstellen ließ, zumal sie nur kurzzeitig diesem einen Zweck zu dienen hat und die übrige Zeit zur Aufbewahrung von Waben u.a. benutzt wird. Es handelt sich schließlich nur um einen Kasten in den erforderlichen Abmessungen, oben abgedeckt mit dünnen Brettchen (8 -10 mm stark, 8 -10 cm breit), darüber Isoliermaterial und Dachpappe. Die Auflage für die Rähmchen wird wird durch außen umlaufende Leisten sichergestellt, die zugleich Griffleisten ergeben.
Beim Selbstbau sollte auf den Bienenabstand (Bee space) zwischen den einzelnen Bauteilen (z.B. Rähmen zur Wand) von 8 mm (+ – 2) acht gegeben werden. Die Beute wurde gut zugänglich am Haus in Arbeitshöhe aufgestellt. Ohne Umstände kann ständig kontrolliert werden. Das Bienenvolk wird dabei nicht gestört und man kann sich immer damit beschäftigen. Die Futtertasche ist durchgehend mit Honiglösung aufzufüllen. Es braucht dafür nur ein Abdeckbrettchen über der Zuchtleiste und der Futtertasche geöffnet zu werden. Die Methode war einfach und ist flexibel zu handhaben.
Der Ablauf war folgender:
Im weiselrichtigen Volk, noch verstärkt durch zugegebene Brutwaben, wurden Königinnen in der selbst gebauten Trogbeute fortlaufend aufgezogen. Im großen Abteil befand sich vorn das Brutnest (mit einer älteren Königin). Der hintere Teil wurde durch ein bewegbares Schied abgetrennt, das mit einem kleinen Absperrgitterdurchgang von ca. 10 x 6 cm versehen war. In dieses abgeschiedene Abteil kam die Zuchtleiste zwischen auslaufender Brut.
Mit den Vorbereitungen wurde schon Mitte/Ende April begonnen, zunächst ohne Schied und der Zufütterung von Honigwasser als Reizfütterung. Entsprechend der Bevorzugung natürlichen Nektars mit hohem Zuckergehalt ist eine Mischungsverhältnis Honig zu Wasser von 1:1 empfehlenswert. Mit der Aufzucht konnte Anfang Mai nach Einsatz des Trennschiedes begonnen werden sobald Drohnen am Stand fliegen. Vorher wäre der Zeitpunkt noch zu früh!
Die Beute muß gut besetzt sein, die Bienen sollen also eng sitzen, und sie müssen es auch warm haben. Im kleinen hinteren Abteil fühlen sich die Bienen allein gelassen weisellos und widmen sich dem zugegebenen Zuchtstoff. Hinter dem Trennschied wurde jetzt in der Futtertasche unter der Zuchtleiste ständig Honiglösung (1:1) und Honig angeboten, was Jungbienen anlockt und stimulierend wirkt. Das Volk darf sich bei Anwesenheit der Königin aber noch nicht in Schwarmstimmung befinden. Um diesbezüglich ganz sicher zu gehen, werden zuvor mit ein paar Zellen Tests vorgenommen. Erst dann wird die voll mit Weiselnäpfchen, bestückte Zuchtleiste eingegeben. Den oberen Rand der Näpfchen vorher in Wachs einzutauchen erweist sich als vorteilhaft und erleichtert den Bienen das Ausbauen. Die Zuchtleiste findet auf Schraubhaken ihren Halt.
Zu sehen ist die angehobene Futtertasche mit der Zuchtstoffleiste. Das Mittelteil des Oberträgers der Futtertasche wurde herausgesägt, die Höhe des Futterbehälters wurde verringert und die Seitenteile verstärkt. Nach Wegnahme des Abdeckbrettchens ist dieser Bereich von oben gut zugänglich. Nach der Verdeckelung der Königinnenzellen wurden sie vorsichtig herausgenommen und gleich durch neue der nachfolgenden Serie ersetzt. Damit war ein kontinuierliches Königinnenangebot sichergestellt. Die einfache Bedienung von oben ist sehr bequem. Zeitlich ist man auch nicht so stark gebunden und hat mehr Spielraum. Innerhalb der Beute werden die Waben je nach Bedarf umgestellt. Königinnen aus weiselrichtigen Völkern entsprechen weitgehend den natürlichen Verhältnissen.
Üblicherweise kommen die geschlüpften Königinnen in Begattungskästchen. Jetzt fiel mir ein 1982 erschienener Beitrag mit dem Titel „Die Einweiselung künstlich besamter Königinnen ohne Begattungskästchen“ in die Hände (Die Biene, Heft 11, S. 486). Die verdeckelten Zellen kamen in den Brutschrank (35° C, 70% Feuchte) und erhielten vor dem Schlupf zunächst 5 Begleitbienen. Verwendet wurden Schlupfkäfige (Mindestabmessung innen 50 x 70 x 25 mm) aus Holz mit Glasscheibe. Nach dem Schlupf kam ein Eßlöffel Begleitbienen hinzu und die Temperatur im Brutschrank wurde auf 28° abgesenkt. Als Begleitbienen wurden Geschwister ausgewählt.
Besamt wurde schon im Alter von 6 Tagen, was allerdings sehr früh ist und optimale Bedingungen in jeder Beziehung voraussetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich gezeichnet und der Flügel beschnitten. Danach verblieben sie noch 1 Tag im Brutschrank, erhielten dann bei der Einweiselung eine zusätzliche CO2-Narkose mitsamt der Begleitbienen in ihrem Schlupfkäfig, der dann komplett unter Zuckerteigverschluß in die vorbereiteten Ableger gegeben wurde. Es handelte sich um einen Einzelversuch. Um das empfehlen zu können liegen aber zu wenig Erfahrungen vor und wäre noch weiter zu prüfen.
Nach Beendigung der Königinnenaufzucht kamen die Bienen aus der Trogbeute wieder in ihre Magazinbeute.